So, wie angekündigt:
Vorweg: schön, dass sich noch einige zu diesem Thema gemeldet haben.
Was die Sprache in "Club" angeht: die ist natürlich einerseits von mir, klar, ich hab das ja übersetzt: wer das Buch auf Deutsch liest, liest meine Worte. Die kann ich so oder so wählen bzw. kann ich nur das aus mir schöpfen, was auch drin ist (will sagen: auch mein Sprachschatz ist beschränkt, auch ich bin nicht unfehlbar ... leider).
Aber: ich halte mich natürlich an die Vorlage, in diesem Falle an den englischen Text. Und da nicht nur an einzelne Worte, sondern ich muss versuchen, den ganzen Text, den ganzen Roman so wiederzugeben, dass der Ton insgesamt stimmt. Das betrifft immer auch die unterschiedlichen Sprachebenen. Im "Club" prallen auch Sprachwelten aufeinander: einmal haben wir die Zauberer, dann das Universitätspersonal, und dann das gemeine Volk in den Gassen von Ankh, wo noch eine sehr folkloristische, prolohafte Form von Fußball gespielt wird (das ist auch alles im Buch beschrieben und benannt). Von Vetinari und Nutt (der ja wiederholt auf seine gedrechselte Ausdrucksweise angesprochen wird) ganz zu schweigen!
Ich muss die Sprachebenen also erkennen und entsprechend im Deutschen wiedergeben. Da sowas nicht eins zu eins geht, muss ich mir überlegen, wie ich das mache: ich verwende Umgangssprache, wenns noch doller wird, lasse ich die Leute in einfacheren Sätzen oder mit falschem Satzbau reden etc. [[Um mir dann hinterher sagen zu lassen: Der neue Übersetzer schreibt Sätze wie ein Grundschüler, oder so ähnlich.]]
Und wenn Terry schreibt:
>>Looks like a scarecrow, talks posh like one of the gentlemen, Smeems
thought. Bright as a button, grubby as a turd.<<
dann heißt "turd" im Deutschen nichts anderes als "Scheißhaufen". Ich hab mich mit dem "Kackhaufen" sogar noch zurückgehalten
Dazu gehört natürlich auch: wer spricht bzw. denkt denn da: nicht Terry = der Autor selbst, sondern eine seiner Figuren, nämlich Smeems, nicht gerade der Hellsten einer. Nicht der Übersetzer ist ordinär, auch nicht der Autor, sondern der Autor hat seinen Charakteren sehr genau aufs Maul geschaut - und genau das habe ich zu übersetzen.
Genug davon. Bzw. führt das nun mal alles sehr ins Detail. Wobei ich - ich sag's noch einmal - bestimmt auch den einen oder anderen Übersetzungsfehler drin habe, man sieht, bemerkt und weiß halt nicht alles.
Zu den beiden anderen Fragen:
- bekommt der Übersetzer Tantiemen? Dazu ein klares Jein. Im Prinzip irgendwann schon, aber die Verlage legen da die Beteiligungslatte sehr hoch, so dass man im Normalfall nicht in den Genuss kommt. Die Beteiligung greift erst ab einer bestimmten Marge, die von Verlag zu Verlag und auch von Vertrag zu Vertrag unterschiedlich sein kann. Ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: ab dem 30.000sten verkauften Exemplar bin ich jeweils mit ein paar Cent dabei
Also kauft scharenweise die Übersetzung und macht mich reich
- die andere Frage bezog sich auf den offenen Brief von Bernhard Kempen.
Ich kenne Bernhard persönlich und halte ihn für einen erfahrenen und sehr fähigen Kollegen. Als er den Knatsch mit "Nation" hatte, habe ich gerade "Mythen und Legenden der Scheibenwelt" übersetzt. Ich habe mit derselben Lektorin und derselben Redakteurin gearbeitet, was eigentlich sehr gut funktioniert hat. Dazu muss man bedenken, dass "Mythen und Legenden" ja eher ein Sachbuch ist, jedenfalls kein eigenes, in sich stimmiges und auch sehr besonderes poetisches Werk wie "Nation".
Als mir daraufhin der "Club" angeboten wurde, habe ich meine Bedenken geäußert. Alle Beteiligten haben gelobt, äußerste Sorgfalt walten zu lassen. Letztendlich ist es nicht zur Nagelprobe gekommen, da zuerst die Redakteurin aus Zeitgründen nicht mehr mitmachen konnte, und dann auch im Verlag intern eine andere Lektorin zuständig wurde. Mit der neuen Lektorats-Crew habe ich bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht und hoffe, dass es umgekehrt auch so empfunden wird. Schließlich würde ich gerne noch weitere Pratchett-Romane übersetzen, denn das macht alles ziemlich viel Spaß, obwohl es bei mir ja auch monatelange Arbeit bedeutet.
So, ich möchte nicht den Alleinunterhalter geben, das Abendessen wartet schon und außerdem ist ja noch nicht ALLER Tage Abend
Grüße in die Runde!